Der Verband der deutschen Filmkritik hat gestern die Globale Erklärung für künstlerische Freiheit und kulturelle Vielfalt mitgezeichnet.
In Zeiten zunehmender politischer und wirtschaftlicher Einflussnahme auf kulturelle Förder- und Regulierungssysteme schließen wir uns über 100 internationalen Organisationen an, um das Recht auf unabhängiges, vielfältiges Erzählen zu verteidigen – lokal wie global.

Diese Erklärung wurde von der CEPI (European Audiovisual Production Association) koordiniert und ruft insbesondere dazu auf, bestehende Schutzmechanismen wie die AVMSD-Richtlinie der EU sowie nationale Produktionsquoten und Fördermodelle zu verteidigen. Die Erklärung unterstreicht die Bedeutung des vor 20 Jahren getroffenen UNESCO-Übereinkommens zur kulturellen Vielfalt und fordert Regierungen weltweit auf, kreative Ökosysteme zu schützen – gerade angesichts neuer Herausforderungen wie KI, Plattformdominanz und algorithmusgesteuerter Inhalte.
Unter folgendem Link können nun auch Privatpersonen die Petition bei change.org mitzeichnen: A Global Declaration for Artistic Freedom, Cultural Diversity and Cultural Sovereignty
Hier der gesamte Text der Erklärung auf Deutsch:
Unsere Geschichten, unsere Stimmen
Eine globale Erklärung für künstlerische Freiheit, kulturelle Vielfalt und kulturelle Souveränität
Wir, Kreative, Fachleute, Unternehmen und Organisationen aus dem Film- und audiovisuellen Bereich sowie kulturell engagierte Bürger:innen, vereinen uns, um unser Recht zu verteidigen, unsere eigenen Geschichten zu erzählen – Geschichten, die in unseren Kulturen, Sprachen und Identitäten verwurzelt sind – und um sicherzustellen, dass Menschen überall weiterhin Zugang zu diesen Geschichten haben und sie genießen können.
Seit Jahrzehnten unterstützen Regierungen und Institutionen weltweit Film- und audiovisuelle Kreationen durch öffentliche Förderung, Kulturpolitik und Regulierung, die unabhängige Produktionen fördern und sicherstellen, dass lokale Geschichten nicht nur entstehen, sondern auch lokale und globale Zuschauer:innen erreichen.
Filme und audiovisuelle Werke fördern nicht nur wirtschaftliches Wachstum und den weltweiten Austausch von Talenten – sie spiegeln wider, wer wir als Gesellschaft sind, und zeigen, wer wir werden könnten. Sie bereichern nicht nur unser kulturelles Leben, sondern sind essenziell für eine gesunde Demokratie: Sie fördern die Meinungsfreiheit und geben der Vielfalt menschlicher Geschichten und Perspektiven eine Stimme. Heute ist die Unterstützung für unabhängiges filmisches und audiovisuelles Erzählen zunehmend bedroht.
Wir erleben zunehmend aggressive Versuche politischer und wirtschaftlicher Akteure, die regulatorischen Schutzmaßnahmen zu demontieren, die Vielfalt und Zugänglichkeit kulturellen Ausdrucks sichern. Dazu gehören direkte Angriffe auf zentrale Schutzmaßnahmen wie die Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVMSD) in der Europäischen Union, geplante Quoten für lokale Inhalte in Australien, Kinoquoten in Asien sowie Anforderungen, dass Streaming-Dienste zur nationalen Produktion in Kanada beitragen – unter anderem.
Diese Maßnahmen gehen einher mit einem breiteren Angriff auf Pluralismus und Meinungsfreiheit. Wenn sie erfolgreich sind, wird es zunehmend schwierig, dass vielfältige Stimmen gehört werden, dass das gesamte Ökosystem Filme und audiovisuelle Werke erfolgreich kreieren, produzieren, verbreiten, bewerben und zeigen kann – und dass lokale Kulturen gedeihen.
Wir lehnen daher entschieden alle politischen, rechtlichen oder wirtschaftlichen Initiativen ab, die nationale oder internationale Regelwerke untergraben wollen, die darauf abzielen, künstlerische Freiheit und kulturelle Vielfalt im Film- und audiovisuellen Sektor zu schützen.
Dazu gehört das Recht der Länder, eigene Kulturpolitiken und Regulierungsmechanismen zu schaffen und aufrechtzuerhalten, die die Bedeutung anerkennen, dass wir unsere Werke besitzen, kontrollieren und deren geistiges Eigentum wirtschaftlich nutzen können. Solche Maßnahmen bilden das Fundament eines gesunden audiovisuellen Ökosystems, das es ermöglicht, dass der durch kreative Werke erzeugte wirtschaftliche Wert den heimischen Kreativen zugutekommt, die kulturelle Souveränität der lokalen Film- und audiovisuellen Branchen weltweit stärkt und die internationale Zirkulation vielfältiger, unabhängiger filmischer und audiovisueller Werke unterstützt.
Wir bekräftigen auch ausdrücklich die Bedeutung des UNESCO-Übereinkommens über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Wir fordern unsere Regierungen auf, dessen Umsetzung zu verstärken – insbesondere angesichts neuer Herausforderungen wie künstlicher Intelligenz, algorithmusgesteuerter Plattformen und der wachsenden Dominanz globaler Unterhaltungskonzerne.
Wir fordern alle Regierungen auf, standhaft zu bleiben und die Systeme zu schützen, die unabhängige filmische und audiovisuelle Kreation unterstützen – damit Kultur, Kreativität und demokratischer Zugang zu vielfältigen Geschichten auf dem Bildschirm weiterhin gedeihen können.