EMAF Medienkunstpreis der deutschen Filmkritik 2025 vergeben

Vom 23. bis 27. April 2025 fand in Osnabrück das 38. European Media Art Festival (EMAF) statt. Zum zwölften Mal wurde beim Osnabrücker Medienkunstfestival der EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik vergeben. 

Das EMAF hat sich dieses Jahr neu ausgerichtet und verzichtet fortan auf den bisherigen Wettbewerbscharakter. Was früher International Competition hieß, heißt ab jetzt International Selection. Der EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik bleibt dennoch bestehen. Er wird jetzt undotiert an einen Film der International Selection vergeben. Für den VdFk in der Jury saßen in diesem Jahr Günter Minas, Bianca Jasmina Rauch und Hannes Wesselkämper.

Die VdFk-Jury: Günter Minas, Hannes Wesselkämper, Bianca Jasmina Rauch. Foto: Angela von Brill

Der EMAF Medienkunstpreis geht in diesem Jahr an What We Ask of A Statue Is That It Doesn‘t Move (Afto pou zitame apo ena agalma ine na min kinite), einen 31-minütigen Film der griechisch-französischen Filmkünstlerin Daphné Hérétakis, die bereits zehn Jahre zuvor beim EMAF mit dem Film Archipelagos, Naked Granites (Archipels, granites dénudés) vertreten war. Seine Weltpremiere hatte der Film im Wettbewerb der Semaine de la Critique in Cannes 2024, seine deutsche Premiere im Internationalen Dokumentarfilm-Wettbewerb von DOK Leipzig 2024. Er war auch Teil des Programms der diesjährigen Woche der Kritik in Berlin, die den Themenschwerpunkt Zurück zur Klassenfrage hatte.

What We Ask of a Statue Is That It Doesn’t Move © Daphné Hérétakis

Begründung der Jury:

„Mit anarchistischem Humor und changierend zwischen Dokumentation und Fiktion folgt die Regisseurin einer (fiktiven) Bürgerinitiative, die die Vergangenheit durchkreuzen, den Parthenon in Athen sprengen und stattdessen Statuen von Menschen unserer Zeit schaffen will. Das Erstarren angesichts der gegenwärtigen politischen Lage wird in neue Bewegung transformiert und jahrhundertealte Traditionen werden mit diebischer Freude über Bord geworfen. So stellt What We Ask of a Statue Is That It Doesn’t Move auf kluge Weise die Frage in den filmischen Raum: Welche Überreste von uns würde die Archäologie der Zukunft vorfinden?“

Eine Lobende Erwähnung geht an den 19-minütigen belgischen Film Tila•pia, den Crispin Yanisi, im Rahmen seines Studiums an der Königlichen Kunstakademie in Gent realisierte und der beim EMAF seine Deutschland-Premiere hatte.

Begründung der Jury:

„Ausdrücklich lobend erwähnen möchte die Jury noch den Film Tila•pia von Crispin Yanisi, der mit dem titelgebenden Fisch in einen ästhetischen Dialog tritt. Sein Schicksal vom Netz bis auf den Teller verhandelt dabei das Thema der Interkulturalität in ausgewogen komponierten Bildern und einem fundierten künstlerischen Zugang.“

Tila•pia  © Crispin Yanisi

Die International Selection des 38. European Media Art Festivals umfasste 31 Filme aus 17 Ländern, mit mehreren Beiträgen aus den USA, Deutschland, England und Belgien. Präsentiert wurden die Filme in acht betitelten Programmblöcken. Der griechische Beitrag What We Ask of A Statue Is That It Doesn‘t Move trat im Programmblock A Change of Matter in einen Dialog mit Filmen aus Indien, Deutschland und Schweden. Der belgische Beitrag Tila•pia wurde im Programmblock A Tangled Depth vernetzt mit Filmen aus Deutschland, Kolumbien, Schweiz und Großbritannien.

Diese programmlichen Zuordnungen der Filme fanden große Anerkennung bei der Jury, die auf einem Abschluss-Panel zum Programm der International Selection Stellung bezog und sich in einen Dialog mit Festivalteam, Filmemacher*innen und Publikum begab. Das einstündige, auf Englisch abgehaltene Jury-Panel ist Teil eines neuen Jury-Modells beim European Media Art Festival. Es fand in einer Matinee-Veranstaltung am Sonntag, den 27. April 2025 um 11 Uhr in der Kunsthalle Osnabrück statt.

Jury-Panel mit Hannes Wesselkämper, Bianca Jasmina Rauch, Günter Minas. Foto: Angela von Brill

Das Panel endete mit der Preisverleihung, gefolgt von einem Empfang. Preisträgerin Daphné Hérétakis konnte den Preis nicht persönlich in Empfang nehmen, da sie in Athen bereits an ihrem neuen Film arbeitet. Sie sandte eine Video-Botschaft, in der sie ihre Freude über den Preis ausdrückte und sich sehr herzlich bei der Jury und beim Festival bedankte. 

Video-Botschaft von Preisträgerin Daphné Hérétakis. Foto: Angela von Brill

Das Festival bedankte sich zuletzt bei der Jury für die engagierte Jury-Arbeit und das sehr offen und zugewandt geführte Abschluss-Panel im Rahmen des neuen Jury-Modells: Ein Panel-Auftakt, der sehr gelungen war.

Auch wir bedanken uns bei Günter Minas, Bianca Jasmina Rauch und Hannes Wesselkämper für ihre innovative Pilot-Arbeit für das neue Jury-Modell und bei Festivalleiterin Katrin Mundt für die großzügige Weiterführung der Kooperation in neuem Gewand, genauso bei Katharina Lohmeyer, Tanja Horstmann, Nicole Rebmann und allen anderen vom Festival-Team für die wie immer herzliche Unterstützung.

Nach dem Panel: die Jury mit Festivalleiterin Katrin Mundt. Foto: Angela von Brill.