
Am Samstag, dem 22. Februar 2025 wurde auf der Berlinale erneut in vier Kategorien der Preis der internationalen Filmkritik der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique (FIPRESCI) vergeben. Die Preisverkündung erfolgte diesmal am letzten Festivaltag gemeinsam mit anderen unabhängigen Jurys im Pressekonferenzraum des Berlinale-Pressezentrums im Grand Hyatt Berlin am Marlene-Dietrich-Platz.
Zwölf Filmkritiker*innen aus aller Welt zeichneten jeweils einen Film aus den Sektionen Internationaler Wettbewerb, Perspectives, Panorama und Forum mit dem Preis der internationalen Filmkritik (FIPRESCI Award) aus. Die Sektion Perspectives trat an die Stelle der Vorjahrs-Sektion Encounters.
Die Filmkritiker*innen stammten in diesem Jahr aus Polen, Österreich, USA, Italien, Bangladesch, Brasilien, Australien, Frankreich, Peru, Hongkong und Großbritannien. Im ersten Jahr der neuen Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle waren mit sieben Jurorinnen in der zwölfköpfigen Jury erstmals mehr Frauen als Männer in der Jury vertreten. Jury-Präsident war Ahmed Shawky (Ägypten).

Traditionell stellt der Verband der deutschen Filmkritik (VdFk) im Service der FIPRESCI auf der Berlinale den Jury-Koordinator, der für die FIPRESCI auch die Preisverleihung koordiniert. Für die FIPRESCI übernahm diese Aufgabe in diesem Jahr erneut VdFk-Mitglied Schayan Riaz, der von der FIPRESCI im Jahr zuvor als permanent correspondent dauerhaft für dieses Amt berufen wurde. Als Jurorinnen wirkten für den VdFk die in Berlin lebenden Filmkritikerinnen Bianca Jasmina Rauch (Österreich), Maja Korbecka (Polen) und Olivia Popp (USA) in der Jury mit.
Bianca Jasmina Rauch (Filmlöwin) und Maja Korbecka (Senses of Cinema) entschieden zusammen mit Jury-Präsident Ahmed Shawky über den Preis der internationalen Filmkritik in der Sektion Internationaler Wettbewerb. Olivia Popp (Cineuropa) vergab zusammen mit Sara D’Ascenzo (Italien) und Bidhan Rebeiro (Bangladesch) den Preis der Internationalen Filmkritik in der Sektion Perspectives. Jury-Koordinator Schayan Riaz, der im vorigen Jahr zusätzlich auch in der Forum-Jury mitwirkte, konzentrierte sich diesmal nur auf die Unterstützung der Jury, die ihm für seinen Support sehr dankte.

Weitere Jury-Mitglieder waren Ivonete Pinto (Brasilien), Cerise Howard (Australien) und Ariel Schweitzer (Frankreich), die für die Sektion Panorama zuständig waren, und Sofia Alvarez Salas (Peru), Timmy Chi-Ting (Hongkong) und David Katz (Großbritannien), die sich der Sektion Forum widmeten.
Ausgezeichnet mit dem Preis der internationalen Filmkritik wurden die Filme Drømmer (Norwegen) von Dag Johan Haugerud in der Sektion Internationaler Wettbewerb, Kaj ti je deklica (Slowenien) von Urška Djukić in der Sektion Perspectives, Bajo las banderas, el sol (Paraguy) von Juanjo Pereira in der Sektion Panorama und La memoria de las mariposas (Peru) von Tatiana Fuentes Sadowski in der Sektion Forum.

Jury-Begründungen:
Drømmer / Dreams (Sex Love) (Internationaler Wettbewerb)
„For the film that shows the power of storytelling, knits in different perspectives, intergenerational dialogue, questions of talent, and breaks the boundaries of queer cinema. The FIPRESCI Award winner is Dreams (Sex Love) by Dag Johan Haugerud.“
Kaj ti je deklica / Little Trouble Girls (Perspectives)
„Secrets, intimate desires, deception, confessions: this Perspectives film explores a kaleidoscope of emergent awakenings as driven by an evocative sensory experience and epitomised by its exceptional opening scene. The filmmaker beautifully portrays the struggles of a teenage girl stepping into adolescence—the push and pull of sexuality and societal restrictions—through excellent cinematic expression. For this portrait of the eponymous „little girls in trouble“ crafted in an imaginative and oneiric way, the FIPRESCI Award for the inaugural Perspectives section goes to Little Trouble Girls by Urška Djukić.“
Bajo las banderas, el sol / Under the Flags, the Sun (Panorama)
„The FIPRESCI jury of the Panorama section decided to give its prize to an archival film about a dictator who was in power in Paraguay for over 30 years. Under the Flags, the Sun, by Juanjo Pereira, is a subtle and mature work, both in its approach to history and in its aesthetic. It has the courage to look back into history by using a contemporary language through which it manages to deconstruct, employing irony, the official representation of this regime.“
La memoria des las mariposas / The Memory of Butterflies (Forum)
„From the transportive spell of its mysterious soundscape, and with its innovative use of photochemical textures and evocatively deployed archival materials to enhance our gaze and state of unknowing, which the director mimics in her own respectful distance, and for opening us to the lives of Omarino and Aredomi, two indigenous men trafficked to London for public display, we award our jury prize for the Forum section to Tatiana Fuentes Sadowski’s The Memory of Butterflies.“

Bei der Preisverleihung hielt Jury-Präsident Ahmed Shawky, der gegenwärtig auch Präsident der FIPRESCI ist, eine Rede, in der er daran erinnerte, dass die FIPRESCI in diesem Jahr auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken kann. Denn die FIPRESCI geht zurück auf die Initiative einer kleinen Gruppe von Filmkritiker*innen in Paris und Brüssel, die im Jahr 1925 einen Verband der internationalen Filmkritik in Europa ins Auge fassten zur professionellen Zusammenarbeit und zum Informationsaustausch. Ein FIPRESCI Preis wurde zum ersten Mal 1946 bei den Filmfestspielen in Cannes vergeben.