Der EMAF Medienkunstpreis der Deutschen Filmkritik auf dem 32. European Media Art Festival in Osnabrück ging in diesem Jahr an Gernot Wielands Film Ink in milk.
Die Jury aus Jürgen Kiontke, Morticia Zschiesche und Julia Gwendolyn Schneider begründete ihre Entscheidung wie folgt:
Wir, die Jury des Medienkunstpreises der Deutschen Filmkritik beim European Media Art Festival EMAF, haben eine hochinteressante Auswahl von 17 Filmen gesehen. Sie waren aufwühlend, rührend, berichteten über Vorgänge und Missstände und vor allem: in ihren ganz eigenen Bild- und Tonsprachen. Wir können sagen: Der experimentale Kurzfilm ist in einem sehr guten Zustand – und das EMAF Osnabrück ist die perfekte Adresse!
Dennoch fiel es uns nicht schwer, eine Auswahl zu treffen, bei einem Film waren wir überraschend schnell einer Meinung: „Ink in Milk“ von Gernot Wieland ist ein herausragendes Werk, das im wahrsten Sinne des Wortes funktioniert: Wieland ist bildender Künstler, die Vermischung verschiedener Substanzen ist ein zentrales Motiv seiner Malerei. Und ein Film, der Gegensätzliches verbindet, erscheint uns als würdiger Preisträger.
In zwölf Minuten entfaltet Regisseur Gernot Wieland ein ganzes Leben: In eigenen Skizzen, metaphernreichen Bildsequenzen, Zeichnungen und Skulpturen lässt er die verstörende Welt einer Kindheit wieder auferstehen, erzählt vom Dunklen im Hellen, von der Krankheit Schizophrenie, die hier schöpferisches Prinzip ist, erlebte Wirklichkeiten aufspaltet und wieder ganz neu zusammenfügt.
„Ink in Milk“ ist eine Erzählung, die in ihrer Dramaturgie von der ersten bis zur letzten Minute überzeugt – und uns anregt, Antworten darauf zu finden, wie man dem kafkaesken Dornbusch, der universellen Ausweglosigkeit entkommt. Wieland gelingt es, die verborgenen Ruinen der Psyche sichtbar zu machen, ohne ihre Verrücktheit zu werten.
Kein Film passt besser zum Festivalmotto „Wild Grammar“. „Wild Grammar“ heißt: wildes Denken, heißt Welterzählung, ist konzentriertes visuelles Erzählen. „Ink in Milk“ ist eine Hommage an jedes der einzelnen Filmbilder, die sich in der Summe zur kunstvollen Narration zusammenfügen.
„Ink in Milk“ ist in jeder Hinsicht gelungen und ein schöner Film, ein wildes Kinoerlebnis, zum dem wir Gernot Wieland herzlich gratulieren.
We, the jury of the EMAF Media Art Award of the German Film Critics (VDFK), have seen a highly interesting selection of 17 films. They were stirring, touching, reported on events and grievances and above all: in their very own visual and audio languages. We can say: The experimental short film is in very good condition – and the EMAF Osnabrück is the perfect address!
Nevertheless, it wasn’t difficult for us to make a selection, we were surprisingly quick to agree on one film: „Ink in Milk“ is an outstanding work that works in the truest sense of the word: Wieland is a visual artist. The mixing of different substances is a central motif of his painting. And a film that combines opposites seems to us to be a worthy prizewinner.
In twelve minutes, director Gernot Wieland unfolds a whole life: In his own sketches, metaphor-rich picture sequences, drawings and sculptures, he resurrects the disturbing world of a childhood, tells of the dark in the light, of the illness schizophrenia, which is the creative principle here, splits up experienced realities and reassembles them anew.
„Ink in Milk“ is a narrative whose dramaturgy is convincing from the first to the last minute – and inspires us to find answers to how to escape the Kafkaesque thornbush, the universal hopelessness. Wieland succeeds in making the hidden ruins of the psyche visible without evaluating their madness.
No film fits better to the festival motto „Wild Grammar“. „Wild Grammar“ means: wild thinking, means world narration, is concentrated visual narration. „Ink in Milk“ is a tribute to each of the individual film images, which, taken together, form an artistic narrative.
„Ink in Milk“ is successful in every respect and a beautiful film, a wild cinema experience, on which we congratulate director Gernot Wieland.
Jürgen Kiontke
Morticia Zschiesche
Julia Gwendolyn Schneider