EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik 2024 vergeben

Vom 24. bis 28. April 2024 fand in Osnabrück das 37. European Media Art Festival (EMAF) statt. Zum elften Mal wurde beim Osnabrücker Medienkunstfestival  der EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik vergeben. 

Der mit 2000 Euro dotierte Preis ging in diesem Jahr an Hey Sweet Pea, einen 11-minütigen Film der amerikanischen Künstlerin und Filmemacherin Alee Peoples, der im Internationalen Wettbewerb zu sehen war. Eine Lobende Erwähnung ging an den 25-minütigen deutschen Wettbewerbsbeitrag Der Wind nimmt die mit von Ann Carolin Renninger. Über die Auszeichnungen entschieden in der VdFk-Jury Alejandro Bachmann, Sebastian Markt und Gabriele Summen. 

VdFk-Jury: Sebastian Markt, Alejandro Bachmann, Gabriele Summen © Kerstin Hehmann

Der EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik geht an:

Hey Sweet Pea

USA 2023

Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Produktion: Alee Peoples

Inhalt:

Das Älterwerden der Eltern und ein existentieller Impuls kollidieren auf humorvolle und überraschende Weise in den Vororten von Los Angeles. Zweckentfremdete B-Rolls, verschlungene Sprachnachrichten und Lesungen aus dem Fantasy-Kinderfilm Die unendliche Geschichte von 1984 verorten unsere kollektive Trauer in den trüben Alltäglichkeiten des Lebens.

Hey Sweet Pea © Alee Peoples

Begründung der Jury:

Wie das Gefühl beschreiben, dass ein gigantisches Nichts langsam alles auffrisst? Und wie dabei nicht selbst so abstrakt werden, dass man dem Nichts mit wenig Konkretem begegnet? Auf diese sehr allgemeine und doch dringliche Frage hat uns ein Film im Programm eine in besonderer Weise überzeugende filmische Antwort gegeben:

Indem man zuhört, was die Mutter auf der Mailbox hinterlässt, wie sie ihr nach Nähe suchendes Sprechen in eine Einkaufsliste kleidet. Indem man sich ansieht, was mit der Landschaft passiert, wie sie unter Baufolie verschwindet, unter Betonkrusten unsichtbar, hinter Zäunen zu Eigentum wird. Indem man die Unendliche Geschichte, die man Kindern und Erwachsenen erzählt, aus der Virtualität holt und sie auf die konkrete Welt überträgt.

Und indem man selbst mit fast nichts, nur den Dingen, die zur Hand sind, die sichtbar erfasst oder hörend wahrgenommen werden können, virtuos und bescheiden, verspielt und insistierend, deprimiert lachend Filme macht.

Eine Lobende Erwähnung geht an:

Der Wind nimmt die mit

Deutschland  2023 

Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Produktion: Ann Carolin Renninger

Inhalt: 

Rovin lebt auf einem ländlichen Hof nahe der Ostsee. In seinem ganz eigenen Rhythmus erforscht er seine Umwelt – Moose, Feuer und eine unstillbare Neugier für Planeten, Sterne, unbekannte Lebewesen und die Weiten des Universums. Maria beschäftigt sich mit den Steinen am Strand ganz nah bei ihrem Haus, während Christopher große Steinbrocken auf einen nahegelegenen Hügel bugsiert. Alle auf der Suche nach etwas.

Der Wind nimmt die mit © Ann Carolin Renninger

Begründung der Jury:

Was man sehen kann: Ein wacher kindlicher Blick, den alles interessiert – Bärtierchen und Bäume, Feuer, Universum und Urknall, alles nimmt er, wie es ist, alles ist wichtig. Ein altersweiser Blick auf Steine, der von ihren kristallinen Strukturen weiß und die zeitlichen Dimensionen ihrer Existenz zu ermessen sucht.

Ein Kindheitsnachmittag, ein Menschenleben, ein Erdzeitalter. Die Gegenwart ist ein Moment sonnigen Glücks am gleichmütigen Meer. Die Gegenwart ist eine Nachricht vom Krieg, die das Radio bringt. Unaufdringliche Beobachtungen in einem familiär-nachbarschaftlichen Universum, die sich zu etwas Großem fügen. Ein Vermessen existentieller Dimensionen der Erfahr- und Vorstellbarkeit vom mikroskopisch Kleinen zu den Welten des Alls. Was man sehen kann: mit dem Kino, mit diesem Film.

Für einen wundersamen Versuch, die Welt und uns ins Verhältnis zu setzen, vergeben wir eine Lobende Erwähnung an Der Wind nimmt die mit von Ann Carolin Renninger.