Willy-Haas-Preis

Beim  Cinefest, dem IV. Internationalen Festival des deutsches Film-Erbes, das vom 17. bis 25. November 2007 in Hamburg stattfand, wurde der Willy-Haas-Preis für herausragende Buch- und DVD-Editionen vergeben.

Den Preis in der Kategorie DVD erhielt "Die Klassiker von Lotte Reiniger" (absolut Medien, 5 DVD-Box, 720 Minuten, Beihefte).  

Der Preis in der Kategorie Buch ging an "Cinema and the Swastika. The International Expansion of Third Reich Cinema" (Hg: Roel Vande Winkel und David Welch, Basingstoke, London, Plagrave Macmillan 2007, 342 Seiten).

Jury: Peter von Bagh (Helsinki), Kay Hoffmann (Stuttgart, VdFk-Mitglied), Jan-Christopher Horak (Los Angeles), Anne Jespersen (Kopenhagen) und Günter Krenn (Wien).

Der Willy-Haas-Preis ist benannt nach dem deutschen Filmkritiker Willy Haas (1891-1973). Haas, jüdischer Herkunft, war nach dem Ersten Weltkrieg der Star-Kritiker des "Film Kuriers", er emigrierte in den 30er Jahren nach Prag, wo er auch als Filmkritiker arbeitete. 1948 kam er nach Hamburg, wo er ab 1953 als Redakteur für die "Welt am Sonntag" und "Die Welt" tätig war.

Der Willy-Haas-Preis wird seit 2004 jährlich beim Cinefest  in Hamburg vergeben. Er ist undotiert.

 

Begründungen:

DVD "Die Klassiker von Lotte Reiniger":

Noch vor den berühmten Animationsfilmen der Disney-Schule begeisterte Lotte Reiniger grosse und kleine Zuschauer mit ihren Filmen in der Technik des chinesischen Scherenschnitts. 1926 realisierte sie mit Die Abenteuer des PÜrinzen Ahmed den ersten langen Zeichentrickfilm der Welt und arbeitete bis in die Nachkriegszeit vor allem in Deutschland und England an einem umfangreichen Oeuvre. In dieser Edition des Deutschen Filmmuseums und des Deutschen Filminstituts – DIF sind neben den bekannten Filmen auch zahlreiche verschollen geglaubte Arbeiten zu finden, die die Vielseitigkeit der Künstlerin betonen. Diese auf vier Teile mit sieben DVDs angelegte Edition (der letzte Teil steht noch aus, um auch neue Archivfunde einbringen zu können) überzeugt durch ihre Reichhaltigkeit und vorbildliche Dokumentierung mit Beiheften und diversen Extras. Die Filme werden in neu restaurierten Fassungen mit teilweise mehreren musikalischen Einspielungen und in deutschen und englischen Sprachversionen angeboten. Die Edition ist ein gelungenes Zusammenspiel der verspielten und verträumten Leichtigkeit und Zauberei der Künstlerin und der Sachlichkeit filmhistorischer Arbeit.

Buch: Cinema and the Swastika"

Die Filmindustrie des NS-Regimes verfolgte Expansionspolitik mit der Absicht, Berlin zum neuen Hollywood zu machen. Propaganda-Minister Goebbels sah in seiner Filmpolitik eine Möglichkeit der politischen und auch wirtschaftlichen Übernahme anderer Länder.  In diesem Band, herausgegeben von Roel Vande Winkel (Brüssel) und David Welch (London), wird erstmals die internationale Forschung zusammengefasst, die die Expansion der Filmpolitik des Dritten Reichs in über 20 Ländern behandelt.  Die länderspezifische Forschung war bisher meistens nur auf dem nationalen Markt bekannt. Die Zusammensetzung der Artikel in englischer Sprache stellt verschiedene Aspekte der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Beziehungen der internationalen und der deutschen NS-Filmindustrie dar und regt für weitere Forschung an.

Infos: www.cinefest.de