Der Dresdner Kurzfilmpreis des Verbandes der deutschen Filmkritik wird seit 2021 an einen Film im Internationalen Wettbewerb vergeben. Jury-Mitglieder waren Dunja Bialas, Frédéric Jaeger und Tina Waldeck.
Dresden, 09.04.2022
2022 geht der Preis an „Nicht die brasilianischen Homosexuellen sind pervers, sondern die Situation, in der sie leben“ („It Is Not the Brazilian Homosexuals Who Are Perverse but the Situation in Which They Live“) von Eduardo Mamede, Leandro Goddinho und Paulo Menezes (Brasilien, Deutschland 2021). Der Preis ist undotiert.
Begründung der Jury:
Beiläufigkeit und Natürlichkeit sind die niederschwelligen Merkmale dieses mit einfachsten Mitteln realisierten Film, der die Low-Key-Ästhetik von Handykamera und Lippenasynchronität gekonnt einzusetzen weiß. Die alltäglichen Gespräche zwischen zwei nackt im See badenden Freunden und ihre exponierte, selbstironische Body-Positivity bilden die trügerischen Harmlosigkeitsangebote des Films, bevor er sich fast unmerklich zu einem hintersinnigen politischen Pamphlet wandelt, um in komödiantischer Absurdität wieder eingefangen zu werden. Seine inszenatorische Leichtigkeit und die augenzwinkernde Kombination von Diskurs und Körperlichkeit könnten der Aufbruch zu einem neuen, lustvollen politischen Filmemachen sein.
Die Jury sprach zudem eine Lobende Erwähnung aus für: „After a Room“ von Naomi Pacifique (Großbritannien, Niederlande, Schweiz 2021).
Begründung: Eine Lobende Erwähnung für die herrliche Eitellosigkeit in der Renaissance eines zutiefst frankophonen Genres: dem Porträt sich liebender, sich begehrender und sich egal werdender Körper geht an „After a Room“ von Naomi Pacifique.