Offener Brief an Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Zeitschrift Filmdienst vor dem Aus: Katholische Kirche darf ihr Engagement für die Filmkultur nicht aufgeben!
Wie dem Verband der deutschen Filmkritik jetzt von offizieller Seite bestätigt wurde, fährt die Katholische Kirche ihr Engagement für die Filmkultur drastisch zurück. Sie beabsichtigt, den Filmdienst, die kirchlich finanzierte Fachzeitschrift für Film und zugleich älteste deutsche Zeitschrift für Filmkritik, einzustellen.
Die Katholische Filmkommission und der Verlag dreipunktdrei stellen in ihren Schreiben an den Verband der deutschen Filmkritik einvernehmlich fest, dass es angesichts der Mittelkürzung durch die Kirche keine wirtschaftliche Möglichkeit gäbe, die Printpublikation fortzuführen. Über einen künftigen Webauftritt, der die filmkritischen Inhalte in verringertem Umfang bereithalten soll, werde derzeit nachgedacht. Mit einer Entscheidung sei Ende November zu rechnen.
Bereits zum Juli dieses Jahres war der freie Verkauf des Filmdienst eingestellt worden, was vom Verband der deutschen Filmkritik als ein beunruhigendes Signal für die bevorstehende Entwicklung gedeutet wurde. Gesellschaftskritische, umfassende und verantwortungsvolle Filmpublizistik befindet sich damit in gravierender Weise auf dem Rückzug.
Wir appellieren an die Katholische Kirche, die Bewegtbilder nicht leichtfertig der von ökonomischen Aspekten geleiteten Filmverwertung zu überlassen und sich weiterhin engagiert, filmhistorisch und ästhetisch kompetent zu äußern. Es ist mehr als fahrlässig, die Bedeutung des Films in Zeiten der Allgegenwärtigkeit von Bewegtbildern geringzuschätzen und deren fachkundige Besprechung preiszugeben.
Wir erwarten von der Katholischen Kirche, dass sie sich als wichtige Akteurin der Zivilgesellschaft zum Engagement für die Filmkultur bekennt. Wir sind der Überzeugung, dass eine Printzeitschrift viele Vorteile in Reichweite und Nachhaltigkeit birgt und rufen die Katholische Kirche dazu auf, ihre verantwortungsvolle Rolle als Impulsgeber für den gesellschaftlichen Diskurs mit relevanten Texten zu Film und Kino auch in Zukunft ernst zu nehmen und in vollem inhaltlichen Umfang der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Vorstand des Verbands der deutschen Filmkritik
Dunja Bialas
Frédéric Jaeger
Dennis Vetter
Florian Vollmers