Laudationes zur Verleihung des Ehrenpreises an Rudolf Thome beim Preis der deutschen Filmkritik 2018

Rudolf Thome (Foto: Stanley Reagh)

Text von Wilfried Reichart

Rudolf Thomes Kino

Rudolf Thome ist der Protagonist eines Kinos, das sich nicht, wie das der jungen Regisseure des Oberhausener Manifests, auf gesellschaftspolitische Themen konzentrierte, sondern von der französischen Nouvelle Vague inspiriert und vom Hollywoodkino eines Howard Hawks geprägt, das Lebensgefühl einer jungen Generation vermittelte. „Rote Sonne“ (1970) mit Uschi Obermaier, „Supergirl – Das Mädchen von den Sternen“ (1971) mit Iris Berben, „Berlin Chamissoplatz“ (1980) mit Sabine Bach und Hanns Zischler definierten schon früh ein ganz besonderes Kino, einfach und radikal, ein ebenso realistisches wie phantastisches Kino, das Geschichten zwischen Männern und Frauen erzählt und sich nicht scheut, mit Science-Fiction-Motiven zu spielen.

Die Darstellung von Liebesbeziehungen und Beziehungsproblemen zieht sich wie ein roter Faden durch Rudolf Thomes Filmschaffen. Lebensstile und Lebenshaltungen hat er in vielen Variationen auf die Leinwand gebracht, wie in den Trilogien Formen der Liebe („Das Mikroskop“, 1987, „Der Philosoph“,  1988, „Sieben Frauen“, 1989) und Zeitreisen mit Hannelore Elsner („Rot und Blau“, 2003, „Frau fährt, Mann schläft“, 2004, „Rauchzeichen“, 2006).

„Für die Mehrzahl der Regisseure ist das Bild eines Films wichtiger als die Schauspieler, als die Menschen, die sie darstellen. Für mich geht es um die Leute, die ich zeige, das ist mein Hauptaspekt“.

2011 realisierte Rudolf Thome seinen letzten Film. „Ins Blaue“  ist ein Film im Film; eine Filmcrew auf dem Weg nach Italien, eine junge Regisseurin, drei junge Hauptdarstellerinnen, ein alter Produzent, Generationsprobleme, Beziehungsprobleme, Produktionsprobleme, Geldprobleme und am Ende ein begeistertes Premierenpublikum.

Als hätte er es geahnt; für seinen nächsten, 29. Spielfilm „Überall Blumen“, findet Rudolf Thome keine Finanzierung mehr. 

Obwohl Thomes Filme in der Regel ihre Kosten eingespielt haben, stellte die ARD-Tochter Degetofilm ihre Co-Finanzierung ein. Ein trauriges Beispiel kulturpolitischer Ignoranz. Alle Langfilme von Rudolf Thome sind bei alleskino verfügbar. Frühe Filme liegen digital restauriert vor. Weitere Digitalisierungen werden im Lauf des Jahres 2019 vorgenommen.


Laudatio von Hanns Zischler

Wofür es sich zu kämpfen lohnt

Notiz zu Rudolf

Erinnerungen an Dreharbeiten haben einen trügerischen Beigeschmack. Entweder rutschen sie in das Anekdotenalbum der Beteiligten ab (mit häufig einander widersprechenden „Varianten“) oder sie bleiben als etwas erhalten, von dem der spätere Film nur ein schwacher Abglanz ist: Augenblicksbilder – ohne Haftung.

Das für mich auffälligste Merkmal von Rudolfs Regie ist eine geradezu kindliche Unbeirrbarkeit. In Stimme ­– und er hat eine gewaltige, nachdrückliche Stimme – Gebärde — sein Gesichtsausdruck kann zu stummfilmhaft verzweifelnder Mimik auflaufen — und Geste — seine Hände und sein Händedruck sind beeindruckend kraftvoll — unterstreicht er seinen unbedingten Willen, etwas, das ihm vorschwebt, Gestalt werden zu lassen.

Das führt dann zu Ausrufen, die jede bloße Spielaufgabe weit hinter sich lassen, wie: „Das ist Liebe!“, — gefolgt von einem knurrenden oder ächzenden Laut, um das ohnehin Eindeutige noch eindeutiger klingen zu lassen.

Überhaupt — die Liebe! Eigentlich geht es Rudolf (oder ihm in seinen Filmen) um nichts anderes — und ich sage das mit einer mich selbst überraschenden Eindeutigkeit —, als das Geheimnis der Liebe zu ergründen und das, was mit ihr offenbar notgedrungen einhergeht: den Verrat, den Seitensprung, die Entwöhnung, — und am Allerschlimmsten: das Zerreden der Liebe, also den schrecklichen und schrecklich betäubenden und öden Prozess, wo aus der Verliebtheit und der daraus entspringenden Liebe eine „Beziehung“ wird.

Rudolfs Filme sind ein einziges Glaubensbekenntnis an die Kraft und die Fragilität der Liebe, ihre Unbeständigkeit und dem Verlangen nach ihr. Rudolf ringt mit der Liebe, er ringt mit ihr wie Laokoon, immer beseelt von der Vorstellung, ihr mit jedem neuen Film eine neue Seite ihres Geheimnisses abluchsen zu können, eines Geheimnisses, das Bert Brecht in das schöne Paradox gefasst hat: „So scheint die Liebe Liebenden ein Halt.“

Und wenn schon dieser Dichter zitiert wird, darf der andere auch nicht fehlen, mit dem wir uns beide, jeder auf seine Weise, immer wieder befassen, weil er sein ganzes Leben unablässig und klug über die Liebe nachgedacht hat: Goethe.

Lieben belebt lautet der Satz, den Goethe mit achtzig Jahren auf eine Autogrammkarte geschrieben hat. Diesen Satz möchte ich Rudolf zuschreiben und ihm damit zu dem Preis der deutschen Filmkritik gratulieren!

Serpil Turhan (Foto: Stanley Reagh)


Laudatio von Serpil Turhan

Ich bedanke mich beim Verband der deutschen Filmkritik für die Einladung, hier ein paar persönliche Gedanken über Rudolf Thome zu sagen. Ich möchte nicht ausschließlich über Rudolf Thome den Filmemacher sprechen, sondern in erster Linie über Rudolf den Menschen.

2001 lernte ich Rudolf auf dem Filmfest in Würzburg kennen. Sein zwanzigster Film „Venus talking“ lief dort. Bei einem Schnitzelessen im Rathaus saßen wir uns zufällig gegenüber und sprachen miteinander. Ich war damals 20 Jahre alt, Rudolf exakt 40 Jahre älter als ich. Ich kann mich daran erinnern, dass ich diese Begegnung besonders empfand, denn trotz unseres großen Altersunterschieds hatte Rudolf eine Leichtigkeit und uneingeschränkte Offenheit im Gespräch mir gegenüber. Es war ihm nicht wichtig, wie wenig ich zu der Zeit übers Filmemachen wusste, oder ob ich seine Filme kannte. Er war einfach auf menschlicher Ebene interessiert an mir, direkt und ehrlich in seiner Art und vor allem begegnete er mir auf Augenhöhe.

Dieses Gefühl der Gleichberechtigung und Offenheit blieb die ganze Zeit zwischen uns und ich denke, das zeichnet Rudolf als Menschen aus. Er ist jemand, der nicht voreingenommen ist, sondern wirklich interessiert, wer oder was genau ihm gegenüber steht. Diese Neugier bezieht sich nicht nur auf Menschen, sondern auch auf die Natur oder andere Dinge, die Teil des Lebens sind. Er taucht dann komplett in das jeweilige Element ein und untersucht es mit großer Leidenschaft.

In den letzten zwanzig Jahren arbeiteten wir in den unterschiedlichsten Konstellationen gemeinsam an seinen Filmen und zuletzt sogar an meinem Dokumentarfilm über ihn selbst. Anfangs spielte ich in seinen Filmen, dann assistierte ich ihm und wir casteten gemeinsam Schauspieler. Das war eine besondere Situation. Wir trafen uns mit Schauspielern, um sie kennenzulernen. Es war immer ein Gespräch zu dritt, das inhaltlich sehr unterschiedlich verlief. Es ging um die Chemie zwischen Rudolf und den Schauspielern. Es ging um die Stimmung untereinander, den Blick in die Augen, den Händedruck zu Beginn der Begegnung.

Keiner musste etwas vorspielen, es gab lediglich die Unterhaltung und ein paar Fotos, die ich während der Situation von den Schauspielern aufnahm. Rudolf war sich am Ende des Treffens meistens sofort klar, ob er sich eine Zusammenarbeit vorstellen konnte oder nicht. Es spielte einfach keine Rolle, wer was für eine Vita hatte oder wie bekannt er war. Das Wesentliche für ihn war, dass er ein gutes Gefühl zu der Person hatte.

Das betraf nicht nur die Schauspieler, sondern jeden einzelnen im Filmteam. Zu jedem Mitarbeiter pflegte er eine Beziehung, und er war sehr sensibel, was die Stimmung beim Drehen betraf. Immer wieder erklärte er mir, das es sich anfühlte, als würde jedes Teammitglied ein Körperteil von ihm sein. Er würde es sofort spüren, wenn einer nicht gut drauf wäre.

Ich habe in Rudolfs letzten sieben Filmen mitgewirkt und nahm immer wieder wahr, mit welcher Energie und Begeisterung er beim Drehen arbeitet. Er versprüht eine Kraft, an der wir alle teilhaben können. Entstehen Schwierigkeiten oder Krisen während der Dreharbeiten, reagiert er mit einer Entschlossenheit und Konsequenz, die oft für mich verblüffend ist. Er packt Probleme an der Wurzel und reißt sie mit einer Kraft heraus, ohne den Blick auf das Ganze zu verlieren. Jeder, der ihn einmal beim Drehen erlebt, wird den Augenblick des Freudenschreis kennen, den er nach einem Take von sich gibt, wenn das, was er geschrieben hat, tatsächlich zur magischen Wirklichkeit wird. Er ist erstaunt und überglücklich zur selben Zeit. Seine Begeisterung füllt dann den ganzen Raum. 

Rudolf hat mich im Besonderen als Filmemacherin geprägt, denn ich habe viel von ihm während der Zusammenarbeit gelernt. Als ich mich an Filmhochschulen bewerben wollte, sagte er zu mir: „Du brauchst keine Filmhochschule. Fang an selber Kurzfilme zu drehen, dann wirst du es ganz von alleine lernen. Du musst es einfach machen.“ Er selber ist diesen Weg gegangen. Er hat sich entschieden, diesen Weg zu gehen, mit allen Opfern, die es kostete. Kompromisslos.

Ich gehöre zu den Vielen, die Rudolf unterstützt hat, sich weiter zu entwickeln und ermutigt hat, mehr Verantwortung bei der Herstellung seiner Filme zu übernehmen. Das betraf viele Gewerke: Er beförderte dann einen Setrunner zum Produktionsleiter, die Assistenz der Ausstattung wurde zur Ausstatterin, der Kamera-Assistent übernahm die Bildgestaltung im nächsten Film. Er gab vielen die Chance, sich auszuprobieren und vertraute darauf, dass man gemeinsam einen guten Film machen würde.
Das war mir wichtig heute zu erwähnen, denn auch das zeichnet ihn nicht nur als Filmregisseur und Produzenten aus, sondern als Menschen. Es war ihm egal, wie viele Erfahrungen jemand hatte. Er schlug einem einfach vor, einen neuen Schritt zu gehen und sich nicht irritieren zu lassen, keine Zweifel aufkommen zu lassen. Er gab einem die Sicherheit und das Grundvertrauen, an sich zu glauben.

Ich denke, das genau gilt auch für ihn selber als Menschen und Filmemacher. Er ist in seiner Bedingungslosigkeit und konsequenten Art jemand, der nach vorne schaut und mit einer positiven Haltung seinen Weg geht.

Lieber Rudolf, ich gratuliere dir zum Ehrenpreis, den du wirklich verdient hast und bedanke mich für dein Vertrauen!

Petra Seeger (Foto: Stanley Reagh)


Laudatio von Petra Seeger

Lieber Rudolf,

es ist kein Zufall, dass es heute Abend vor allem die Frauen sind, die dein Loblied singen. Der Kinobesitzer, dem ich erzählte, dass du den Preis für dein Lebenswerk bekommst, sagte: Sein Lebenswerk? Das sind die Frauen! Ich füge hinzu: deine Beziehung zu ihnen, die Liebe und ihre Folgen, sind die Triebkraft deines Lebens und deiner Filme. Sortiert man einige deiner Filmtitel in einen Sinnzusammenhang, ergibt sich folgendes Drama: Supergirl. Liebe auf den ersten Blick. Hast Du Lust mit mir einen Kaffee zu trinken. Die Sonnengöttin. Just married. Das Geheimnis. Sieben Frauen. Jane erschießt John, weil er sie mit Ann betrügt. Du hast gesagt, dass Du mich liebst.

Vor und hinter der Kamera hast du den von Pro Quote Film geforderten Frauenanteil übererfüllt. Trotzdem ein Missverständnis, zu denken du seiest ein feministischer Regisseur – nur weil in „Rote Sonne“ die Frauen die Männer ermorden. Es kommt immer auf das feministisch richtige Motiv für den Männermord an und die feministischen Filme machen wir Frauen selber.

Wechselnde Schauspielerinnen, von Uschi Obermeier über Adriana Altaras, bis Serpil Turhan, und sieben Filme mit Hannelore Elsner, erzählen immer wieder anders die gleiche Geschichte: Das „falling in love“ deines alter Egos. Mal gespielt von dir selbst in „Tagebuch“, mal von Marquart Bohm, Hanns Zischler, Herbert Fritsch oder Johannes Herrschmann.

In „Tagebuch“ verliebst du dich z.B. in Cynthia. Ihr liegt auf dem Bett. Vor dem ersten Kuss sagt sie mit Schlafzimmerstimme: „I like to sleep here with you“, und du antwortest mit sexy Timbre: „Me too!“

Me too, im Thomeschen Sinne! Du liebtest deine Schauspielerinnen. Du schufst eine Atmosphäre am Set, in der sie sich entfalten konnten. Dein Gesicht zu sehen, während die Kamera lief, war wunderbar. Du strahltest, was immer sie vor der Kamera trieben.

Fasziniert warst du von den starken Frauen, dem Howard Hawksschen Frauentyp, den unabhängigen, tatkräftigen, den Männern überlegenen Frauen. Als ich dich in meinem Film über dich „Film is a battleground“ fragte, womit das zu tun habe, dass du so fasziniert bist von starken Frauen, sagtest du auf der Couch liegend: „Das muss wohl was mit meiner Mutter zu tun haben. Die war eine starke Frau.“ Ich würde hinzufügen: Du hast sie zu früh verloren und bist lebenslang auf der Suche. So viele Frauen bedarf es, eine Mutter zu ersetzen und soviel Filmkunst kann daraus entstehen …

Film und Leben, Wahrheit und Dichtung waren bei dir immer miteinander verdrillt wie der Doppelstrang unserer DNA, beeinflussten sich, bildeten chemische Brücken. Mal waren die Filme schneller als das Leben, meist jedoch war es umgekehrt.

Ich erinnere mich wie wir bei den Dreharbeiten zu „Berlin Chamissoplatz“ nach Basilicata fuhren. Im Film fährt das Liebespaar Hanns Zischler und Sabine Bach aus lauter Liebe nach Italien ans Meer. Wie immer bei deinen Produktionen eine sportliche Angelegenheit: Knappe Zeitpläne, der logistische Ehrgeiz packte dich. Ich saß in einem Wagen der von Berlin gefühlte 78 Stunden gen Süden fuhr und hatte inzwischen das Steuer an Hanns Zischler übergeben, der übrigens damals keinen Führerschein hatte. Mit angezogener Handbremse, die wir beim Fahrerwechsel vergessen hatten zu lösen, fuhren wir durch die heiße Toskana. Mit qualmenden Bremsen kamen wir in Süditalien an. Noch in der Dunkelheit bot sich folgende Szene, die in einem Thome-Drehbuch so beschrieben würde:

Steile Küstenlandschaft / Außen Nacht

Das Liebespaar sitzt schlecht gelaunt und übermüdet im Spielwagen. Der Regisseur (Thome) irrt verzweifelt suchend durch die Macchia. Der Kameramann (Martin Schäfer) mit Taschenlampe und Landkarte folgt ihm.

Regisseur:

Wo ist bloß diese Küstenstraße? …. Auf jeden Fall drehen wir hier die Szene: Die beiden sind von Berlin durchgefahren. Als sie ankommen und  das Meer sehen, hält er an. In dem Moment geht über dem Meer die Sonne auf. Dann küssen sie sich.

Kameramann (ungehalten)

Rudolf, das ist sehr schön, aber jetzt noch mal: Die Sonne geht hier gar nicht über dem Meer auf! Da ist ja Süden!! Die Sonne geht hinter den Bergen auf. Außerdem kann man von der Küstenstraße hier gar nicht das Meer sehen…

Regisseur (jetzt wütend)

Martin! Die Sonne geht da über dem Meer auf. Sag was Du willst: Ich war ja mit Cynthia hier! Wir haben ja damals hier gestanden…aber wo ist bloß diese verdammte Straße…

Du hattest das Meer, die Sonne die Straße, den Kuss, alles in einem Erinnerungsbild verdichtet. In dem Moment begriff ich deine fast -verzeih- comichafte Selbstbezogenheit, deine Besessenheit, dem privat Erlebten filmisch zu folgen, deine Kompromisslosigkeit: Dieser Thomesche Ur-Eigensinn ist die Kraft, die ein ganzes Team bewegt, deiner Vision durch halb Europa zu folgen.

Du hast dein privates Leben zum Material deiner Filme gemacht. Ich fand das radikal, mutig und sehr attraktiv. Auch hier folgtest du den Frauen, der Maxime der Frauenbewegung der 70er Jahre: Das Persönliche ist politisch. Frauen, die dir nahe waren und deine Familie mögen unter dieser Offenheit gelitten habe. Aber auch das Publikum fand sich in deinen Figuren wieder, erkannten ihre Konflikte, sahen ihre Zeit und liebten deine Filme.

Du bist immer auf der Höhe der Zeit. Hast wie kein anderer Profanes und zutiefst Philosophisches verbunden. Lakonie liegt dir, Psychologisches ist dir ein Graus. Du warst ‚cool’, als es den Begriff noch gar nicht gab. Dich interessiert das konkrete Leben, der Moment, das, was die Menschen tun. Filme mit Botschaft sollen die anderen drehen. Der jeweilige Zeitgeist breitete sich in deinen Filmen aus, wobei du immer ein Gespür für avantgardistische Tendenzen hattest. Wie ein ethnologischer Filmemacher hast du in deinen Filmen das Leben der Menschen und dein eigenes erforscht. Mit „Beschreibung einer Insel“ – in Co-Regie mit Cynthia Beatt –  hast du das auf den Punkt gebracht.

Dein Weg als Autorenfilmer war nicht einfach. Du selbst hast es in einem Text beschrieben mit der Überschrift: Überleben in den Niederlagen. Manchmal schaue ich auf deinen Blog bei moana.de.  Dort sah ich einmal wie du ein „Opferfeuer“ auf deinem Bauernhof entfacht hast, damit dein letzter Film „Ins Blaue“ von der Berlinale angenommen wird. Du schlepptest Äste, schweigend standst du neben dem Feuer, die Äste knackten … Dieter Kosslick wird dieses Rauchzeichen (Filmtitel) nicht gesehen haben. Im Ausland sah man dein Feuer besser. Das Festival in Cannes, die Cahiers du Cinema, sie alle verehrten deine Filme. Man sah in dir eine Art deutschen Rohmer. In Frankreich, Südkorea, Japan, überall laufen Retrospektiven deiner Filme.

Mit diesem Preis heute Abend ist ein weiteres Mal der Funken übergesprungen. Deine Stellung in der Filmgeschichte als Solitär, als Filmkritiker, sollte man heute Abend auch erwähnen, als herausragender Cineast, und Regisseur bedeutender Kultfilme ist dir sicher.

Wunderbar, aber nicht verwunderlich, dass aus dem Hause Thome eine Frau, deine Tochter Joya, ihren Weg als Regisseurin gehen wird.

Ich beglückwünsche dich zu diesem so überaus verdienten Ehrenpreis, wünsche dir weiterhin starke Frauen an deiner Seite und Kraft, deine Autobiografie zu beenden auf die wir alle – sofern wir nicht darin vorkommen – so gespannt sind.