Kunstfilmbiennale: Preis für Doug Aitken

Im Schnittpunkt zwischen bildender Kunst und Film steht die alle zwei Jahre stattfindende Kunstfilmbiennale, ein in dieser Form einzigartiges Festival in Deutschland.

Bei der 3. Kunstfilmbiennale, die  vom 18. bis 24. Oktober 2007 in Köln und Bonn  stattfand, vergab unsere Jury den Preis der deutschen Filmkritik an Sleepwalkers von dem in Los Angeles lebenden Filmregisseur und Medienkünstler Doug Aitken (Foto). Der digitale Film (USA 2007, 16 Minuten) kombiniert fünf  parallel montierten Geschichten aus New York. Im internationalen Wettbewerb waren  42 Kurz- und Spielfilme.

Jury-Begründung:

In einem narrativen Beziehungsgeflecht aus fünf parallel montierten Geschichten, die in vielen Details exakt zu einander korrelieren, eröffnet Doug Aitken ein faszinierendes Kaleidoskop aus dem heutigen New York. Mit einer meisterhaften Verwendung der Splitscreen-Technik knüpft er unterschwellige Verbindungen zwischen den in ihrem jeweils eigenen Kosmos scheinbar isolierten Figuren. Dem Künstler gelingt es mit seiner komplexen filmischen Arbeit in überragender Weise, Ansprüche von Filmkunst, Kunstfilm und Bildkunst zu einen und eine Differenzierung zwischen diesen Begriffen nicht weiter sinnvoll erscheinen zu lassen.  Damit erfüllt er die von der Kunstfilmbiennale formulierte Utopie einer Verschmelzung bisher von einander abgegrenzter medialer Bereiche

VDFK-Jury: Marc Hairapetian, Peter Kremski, Claus Löser

Sleepwalkers
USA 2007, DVD, 16 Minuten, Farbe
Regie, Buch, Kamera: Doug Aitken, Schnitt: Haines Hall, Musik: Damien Wagner, Darsteller: Ryan Donowho, Seu Jorge, Chan Marshall, Donald Sutherland, Tilda Swinton

Inhalt: In „Sleepwalkers“ verschmilzt die Stadt mit der brodelnden Masse ihrer Bewohner zu einem lebenden, atmenden Körper. Die fünf dargestellten Personen scheinen im Puls ihrer Umgebung aus ihrer körperlichen Hülle herauszuwachsen. „Sleepwalkers“ untersucht die neuen, in ständigem Fluss befindlichen Beziehungen im städtischen Leben von heute. Synchron geschnittene Rhythmen reflektieren eine Welt, in der Harmonie, Rätsel, Wunder, Leidenschaft, aber auch Härte und Gewalt zu Hause sind. Zentrales Thema der Arbeit ist der ständige Wechsel, eingefangen werden die multiplen Facetten einer lebendigen Stadt, als sähe man durch einen geschliffenen Diamanten – ein kaleidoskopischer Fächer an Blickwinkeln.

Doug Aitken, geboren 1968, lebt und arbeitet in Los Angeles. Seine Filme und filmischen Installationen haben etwas Nomadenhaftes. Er wurde einem breiten Publikum mit der preisgekrönten Multi-Channel-Installation »Electric Earth« auf der Biennale von Venedig 1999 bekannt.

Weitere Infos:
www.kunstfilmbiennale.de
Festivalbericht lesen

Die bisherigen VDFK-Preisträger bei der Kunstfilmbiennale

2005

 

Die Filmkritiker-Jury zeichnete Erasers von Anna Gaskell aus. Eine lobende Erwähnung erhielt die Hitchcock-Hommage Looking for Alfred des Belgiers Johan Grimonprez. Der zehnminütige Kurzfilm geht der etwas seltsamen Frage nach: Welcher ist Ihr Lieblings-Hitchcock in einer Schar von Hitchcock-Doppelgängern?
Jury: Marion Kranen, Margot Schmidt-Reichart, Hans-Jürgen Tast

2003

Habibi Kebab der beiden Österreicher Harald Hund und Paul Horn erhielt den Preis der Jury des Verbandes der Deutschen Filmkritik, da er „ebenso intelligent wie rücksichtslos und auf vielen Ebenen Phänomene des Kunstbetriebs, der Kunstrezeption und seiner filmischen Repräsentation ironisiert.“