Klaus Eder erhält den Ehrenpreis der deutschen Filmkritik 2024

Der Ehrenpreis der deutschen Filmkritik geht in diesem Jahr an Klaus Eder als scheidenden General Secretary der FIPRESCI für seine Lebensleistung im Dienste der internationalen Filmkritik.

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Klaus Eder, Jahrgang 1939, begann als Redakteur der Zeitschrift Film in den 1960er Jahren und wurde ab 1968 Filmkritiker beim Hörfunk des Bayerischen Rundfunks. In den politisch unruhigen Zeiten nach 1968 hat er deutsche Filmfestivals kuratiert, von 1986 bis 2007 programmierte er das Filmfest München. Für den deutschen Film setzte er sich auch über Landesgrenzen hinweg ein und wirkte als Berater vieler internationaler Festivals. Als Autor hat er Bücher unter anderem über Andrzej Wajda, Luis Buñuel, Im Kwon-taek oder Nagisa Ōshima verfasst.

Sein Lebenswerk wurde aber die FIPRESCI, die er 38 Jahre (von 1987 bis 2024) geleitet hat und in dieser langen Zeit zu dem ausbaute, was sie heute ist: ein Dachverband der internationalen Filmkritik mit 48 nationalen Sektionen weltweit und 32 individuell repräsentierten Ländern zusätzlich. Der Verband der deutschen Filmkritik versteht die Ehrenauszeichnung für Klaus Eder auch als eine Würdigung der FIPRESCI, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. 

Die FIPRESCI (Fédération Internationale de la Presse Cinématographique) geht auf eine Initiative von Filmkritiker*innen in Paris und Brüssel im Jahre 1925 zurück, die einen Verband der internationalen Filmkritik in Europa ins Auge fassten zur professionellen Zusammenarbeit und zu einem Informationsaustausch unter internationalen Filmkritiker*innen. Parallel begannen sie auch, sich in nationalen Verbänden zu organisieren. Auf den ersten Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1946 wurde dann zum ersten Mal ein FIPRESCI-Preis vergeben für den besten Film des Festivals aus Filmkritiksicht.

Auch deutsche Filmemacher*innen haben im Laufe der Zeit von diesem Preis der internationalen Filmkritik profitiert. Dazu gehören Volker Schlöndorff mit „Der junge Törless“ 1966 in Cannes, Rainer Werner Fassbinder mit „Katzelmacher“ 1969 in Mannheim und „Angst essen Seele auf“ 1974 in Cannes sowie Werner Herzog 1975 ebenfalls in Cannes mit „Jeder für sich und Gott gegen alle“. Spätere Preisträger*innen waren unter anderem Christian Petzold, Caroline Link, Fatih Akin, Hans Christian Schmid oder Maren Ade für „Toni Erdmann“ 2016 in Cannes.

Unter den nominierten Filmen für den diesjährigen Preis der deutschen Filmkritik finden sich nicht weniger als fünf Filme, die auf verschiedenen internationalen Festivals des Vorjahres mit FIPRESCI-Preisen ausgezeichnet wurden, darunter auch der als deutscher Beitrag für den Oscar nominierte Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ von Mohammad Rasoulof, ausgezeichnet mit dem FIPRESCI-Preis in Cannes.

Heute werden FIPRESCI-Preise bei mehr als 80 internationalen Filmfestivals vergeben und internationale Filmkritiker*innen haben die Möglichkeit, bei diesen Festivals in FIPRESCI-Jurys mitzwirken, darunter viele Festivals in Deutschland, die damit in den Blick der internationalen Filmkritik rücken. FIPRESCI-Jurys in Deutschland gibt es in Berlin, Wiesbaden, Oberhausen, Schwerin, München, Chemnitz, Leipzig, Cottbus und Mannheim/Heidelberg. 32 Filmkritiker*innen aus Deutschland wirkten im vorigen Jahr international in Jurys oder Kolloquien der FIPRESCI mit.

Mit seinem unermüdlichen Einsatz über einen Zeitraum von fast 40 Jahren hat das Klaus Eder als General Secretary der FIPRESCI möglich gemacht. Was Klaus Eder für den professionellen Austausch in der internationalen Filmkritik und weltweit für die Kooperation zwischen Filmkritik und Festivals geleistet hat, ist aus Sicht des Verbands der deutschen Filmkritik als eine außerordentliche Lebensleistung zu würdigen. Gerade auch deutsche Festivals und deutsche Filmkritiker*innen haben von seinem großen Engagement sehr profitieren können.

Die Auszeichnung mit dem Ehrenpreis der deutschen Filmkritik für Klaus Eder findet im Rahmen der Verleihung der Preise der deutschen Filmkritik am Sonntag, 16. Februar 2025 in der Akademie der Künste statt.

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