Symposium: Was kommt nach den Verrissen?

Filmkritiker-Symposium zur Berlinale:
Was kommt nach den Verrissen?

Donnerstag, 13. Oktober 2011, 13 bis 20 Uhr,
Berlin, Museum für Film und Fernsehen

Kein Festival der Welt muss so viel Kritik am eigenen Programm einstecken wie die Berlinale. Gerade international ist die Reputation des Festivals stark angekratzt. 2008 schrieb etwa Nick James in Sight & Sound: „Der Wettbewerb schleppt sich von einem uneindrucksvollen Beitrag zum nächsten. Um fair zu sein: Der Wettbewerb in Berlin hat selten mehr als eine Handvoll herausragender Filme zu bieten.“ Dieses Jahr gingen der Berlinale sogar die durchwachsenen Beiträge aus: Für die gut 20 Plätze im Wettbewerb fand sie nur 16 Filme, die darüber hinaus insgesamt enttäuschten. Resümees 2011: „uninspiriert, desinteressiert und unberührt“ (FAZ), „reichlich fade“ (taz), „schwächelnd“ (Berliner Zeitung), „einer der schlechtesten Berlinale-Wettbewerbe überhaupt“ (Frankfurter Rundschau), „ein Offenbarungseid“ (Tagesspiegel).

Dem einhelligen Verriss der Filmauswahl stehen einerseits Erklärungsmuster gegenüber, andererseits aber noch prominenter die zahlenmäßigen Erfolge, auf die Berlinale-Leiter Dieter Kosslick gerne verweist: Publikumszuspruch, Jugendförderung im Talent Campus, der nach wie vor für die Branche wichtige Filmmarkt und deutsche Filme en masse.
Die Positionen der Festivalverantwortlichen und der Kritiker wirken unversöhnlich, entspringen gar zwei vollkommen entgegen gesetzten Sphären. Die einen rechnen, was sie machen können, die anderen zählen auf, was zu tun wäre. Dennoch bleibt die Berlinale der Pilgerort für deutsche Kritiker, genauso wie das Festival ohne Filmkritik undenkbar ist. Eine Hassliebe, die produktiv zu nutzen ist: Ein Dialog, und vielmehr noch ein offenes Streitgespräch scheint uns deswegen dringend nötig, und zwar jenseits des gerade aktuellen Programms. Nicht zuletzt weil die Bedeutung von Festivals für Film als Kunst kaum zu hoch einzuschätzen ist, sollten all jene, die dafür kämpfen oder kämpfen möchten, in einen gemeinsamen Diskurs einstimmen, wie es ihn aktuell in Deutschland nicht gibt.

Wohin entwickelt sich die Berlinale? Was kann und soll sie leisten? Welche Position für die Filmkultur und die -branche nimmt sie eigentlich ein?

Der Verband der deutschen Filmkritik lädt daher zu einem Symposium ein, bei dem Filmkritiker sowie Verantwortliche der Filmbranche zusammen über die Aufstellung, Unwägbarkeiten, Ziele und Auswirkungen der Berlinale diskutieren sollen.

Die Veranstaltung wird unterstützt vom Museum für Film und Fernsehen und dem Branchenblatt „Filmecho/Filmwoche“.

Weitere Informationen bei den Organistoren:
Katharina Dockhorn: katharina.dockhorn@freenet.de; Tel.  0179-2263508
Frédéric Jaeger: fjaeger@critic.de, Tel. 0179-1304293

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