In “Jules und Jim“, einem der Lieblingsfilme von Heiko, fahren die beiden Freunde auf eine griechische Insel, um sich eine Statue anzusehen: „Sie wanderten lange, in Schweigen versunken, um sie herum. Ihre Lächeln betäubte sie. Was würden sie tun, wenn es ihnen eines Tages begegnete ? Sie würden ihm folgen….“
Das Lächeln, dem Heiko R. Blum begegnete, hieß „Kino“. Anfangs lächelte der 1935 in Jena Geborene und in Würzburg aufgewachsene noch zaghaft zurück, bekannte sich erst nach einem Medizinstudium in Wien und Erlangen und einem Flirt mit dem Theater an der Studentenbühne in Frankfurt zu seiner „großen Liebe“. Und der näherte er sich über das Schreiben: als Volontär bei einer Würzburger Tageszeitung lernte er das Handwerk von der Pike auf, als verantwortlicher Redakteur der Zeitung zu den Erlanger Studententheater-Wochen machte er sein Gesellenstück. Und dann begann seine Liason mit dem Kino. Die Dritte im lebenslangen Bunde wurde seine Frau Sigrid, die er in Frankfurt dem Theater abspenstig gemacht hatte und mit dem Western „High Noon“ für seine (Film-)Welt begeisterte: in einem kleinen, noch mit einem Ofen beheizten, Erlanger Kino.
In jene Jahre fiel auch seine intensive Mitarbeit bei der deutschen Filmclub Bewegung – da fuhr er nicht selten mit seiner Vespa die Filmkopien durch den Spessart. Es folgte die Gründung des internationalen Filmwochenende Würzburg, dass Heiko jahrzehntelang betreute. Dann schlug er seine Zelte in Köln auf, wo 1966 seine Tochter Katharina geboren wurde, der , sehr zu ihrem Ärger, Heinrich Böll den Namen „klaute“. Seitdem war Heiko R. Blum aus der deutschen Kritiker-Landschaft nicht mehr wegzudenken. Er spannte sein Netz über Tageszeitungen von Nord bis Süd, war im Rundfunk zu hören und drehte TV-Features. Er schrieb Biographien über Schauspieler und Regisseure, wobei seine besondere Liebe den Interviews mit den Filmemachern galt, die er kontinuierlich „nachfragend“ auf ihrem Schaffensweg begleitete. Ein Sturz auf dem Berlinale Empfang 2004, der ihn seitdem an Bett und Rollstuhl fesselte, schien das Ende seiner Kino-Leidenschaft. Doch mit einer unglaublichen Energie und einem bewundernswertem Mut
trotzte Heiko seinem Schicksal. Die Solidarität von Kollegen und Auftraggebern und die aufopferungsvolle Pflege durch seine Familie halfen ihm – der 2006 von der Filmstiftung NRW mit dem „Herbert-Strate-Preis“ für ausgezeichnet wurde – dem Kino treu zu bleiben. Nun ist Heiko R. Blum, der viele lehrte, den Film zu lieben, am 27. März 2011 von uns gegangen.
Rolf-Ruediger Hamacher