In
modernen Krisenzeiten sehen es Verlage nicht gern, wenn ein Chefredakteur bei
seinen Mitarbeitern beliebt ist. Stattdessen fordern sie konsequente Härte von
ihren leitenden Angestellten, und es scheint mitunter, als sei dies wichtiger
als journalistische Kompetenz. Insofern war Helmut Fiebig ein wunderbar
altmodischer Chef. Er stellte sich stets vor sein Team, das er mit seiner
unverwechselbaren brummeligen Beharrlichkeit anleitete. Als Blattmacher
verfolgte er die Strategie, seine Leser auf Qualität aufmerksam zu machen, ganz
gleich ob sie im Popcornkino oder in Nischenfilmen zu finden ist. So erlebte
die Filmzeitschrift Cinema unter Fiebigs Ägide (1996 bis 2008) ihre größte
Blüte. Als das Konjunkturklima schließlich rauer wurde und Fiebig einige
Personalentscheidungen des Verlags nicht mittragen wollte, bedeutete das die
Trennung. Trotzdem war es eine Trennung im Guten, als Berater war er bis
zuletzt gefragt.
Darüber
hinaus war er ein kluger Beobachter und Analyst, dessen Beiträge zu
öffentlichen Diskussionen große Beachtung fanden. Und nicht zuletzt war er ein
Filmfan. Durch seine Begeisterung zum Beispiel für J.R.R. Tolkiens Fantasyroman
„Der Herr der Ringe“ erfuhren Cinema-Leser schon Jahre vor dem Kinostart viele
Details von der Verfilmung, durch seine Liebe zum skandinavischen Kino brachte
er dem deutschen Publikum zahlreiche Perlen näher – von den dänischen
Dogma-Filmen bis zum schwedischen Vampirfilm „So finster die Nacht“.
Helmut
Fiebigs unerwarteter Tod reißt eine große Lücke. Sein gerader Charakter, seine
Menschlichkeit und Verlässlichkeit bleiben unvergessen.