Forderungen Filmerbe

Berlin, 26. November 2013
UNSER FILMERBE IST IN GEFAHR

Liebe Mitglieder,

anbei senden wir Euch die Petition von Jeanpaul Goergen, Professor Helmut Herbst und Professor Klaus Kreimeier zur Rettung des Filmerbes an Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und Medien. Wir unterstützen diese Petition, die wir bereits unterzeichnet haben und sehen es auch als unsere Aufgabe, uns in der Zukunft weiter mit der Thematik auseinandersetzen.

Es werden weiterhin Unterschriften gesammelt – bisher sind es über 300.

Deshalb: Gerne verbreiten, unterschreiben und bekannt machen.

Herzliche Grüße
Dunja Bialas, Jennifer Borrmann, Frédéric Jaeger, Claus Löser, Dennis Vetter

Petition: Unser Filmerbe ist in Gefahr

"Jeanpaul Goergen (Filmhistoriker), Prof. Helmut Herbst (Filmemacher) und Prof. Dr. Klaus Kreimeier (Publizist und Medienwissenschaftler) erklären:
Wenn die Politik den fortschreitenden chemischen Zerfall unseres Filmbestandes weiter ignoriert, müssen wir in den kommenden Jahren mit dem Verlust der meisten Filme aus den letzten hundert Jahren rechnen. Die kostbaren analogen Original-Negative und Unikate unseres Film-Erbes zerfallen lautlos, ohne Aufsehen zu erregen, ohne ein neues Leben zu erhalten und unter behördlicher „Aufsicht“. Im „Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks“ (Walter Benjamin) ist ausgerechnet die Filmkunst davon bedroht, dass der größte Teil ihres Bestandes nicht mehr reproduziert werden kann und stirbt.

Am meisten Sorgen bereiten den Filmarchiven neben den leicht entflammbaren Nitro-Filmen auf Zelluloid aus den ersten fünfzig Jahren der Filmgeschichte jene Werke, die seit den fünfziger Jahren auf dem sogenannten Safety-Material Azetat aufgenommen wurden: Kinofilme, 8- und 16mm-Filme, Fotonegative, Magnet- und Mikrofilme, ferner alle Negative und deren Kopien in Farbe oder Schwarzweiß. Wenn dieses Material, wie im Normalfall, in einfach klimatisierten Räumen lagert (bei 20 Grad Celsius und 50% Luftfeuchte), hat es eine garantierte Lebenserwartung von nur 44 Jahren. Jenseits dieser vom Image Permanence Institute (Rochester, N.Y.) ermittelten Mindesthaltbarkeit beginnt das unkalkulierbare Risiko.

Das bewegte Bild hat nur ein Leben in seiner fortwährenden Reproduktion. Das ist sein Wesen. Ein einzelnes analoges oder digitales Film-Original ist immer vom Infarkt bedroht, mechanisch, chemisch oder durch Datenverlust. Wir müssen umdenken: Das bewegte Bild zu konservieren, bedeutet seine ununterbrochene Reproduktion auf höchstem technischen Niveau. Nur so besteht eine Gewähr, dass es sich im kulturellen Gedächtnis der Nation verankern kann.

Um die Digitalisierung des Film-Erbes zu meistern, schlagen wir vor, aus dem Verbund der deutschen Kinematheken heraus eine zentrale Koordinierungsstelle zu schaffen. Sie muss das bei den deutschen Filmarchiven vorhandene Fachwissen bündeln, die Digitalisierung vorbereiten und die Konditionen der Auftragsvergabe an die technischen Film- und Fernsehbetriebe aushandeln. Diese gewaltige Aufgabe kann nur von allen deutschen Archiven gemeinsam gestemmt werden. Ohne eine enge Kooperation mit den derzeit noch existierenden Filmkopierwerken und Bildverarbeitungsfirmen ist die anstehende Arbeit nicht zu leisten. Wenn es das dort vorhandene Filmwissen eines Tages nicht mehr geben sollte, hat sich das Problem von selbst erledigt.

Frankreich stellt für die Digitalisierung und Umkopierung seines Film-Erbes in einem Zeitraum von sechs Jahren 400 Millionen Euro bereit. In Deutschland stehen gerade einmal mal zwei Millionen jährlich für ein paar prominente Filmtitel zur Verfügung. Um den drohenden Untergang unserer Bestände abzuwenden, werdenbis zum Ende dieses Jahrzehnts Investitionen von etwa 500 Millionen Euro benötigt.

Wir fordern eine Initiative zur Digitalisierung der gefährdeten Filmbestände auf Bundesebene. Von der zukünftigen Bundesregierung erwarten wir eine sichere und substanzielle Finanzierung. Die Bewahrung unseres Film-Erbes ist eine nationale Aufgabe für die Zukunft. Dieses Erbe muss dauerhaft gesichert werden, um auch im digitalen Zeitalter sichtbar und verfügbar zu bleiben. Der Bund muss daher das Bundesarchiv-Filmarchiv als das zentrale deutsche Filmarchiv sowohl personell als auch finanziell stärken und die Digitalisierung des deutschen Filmerbes durch die Einrichtung eines dauerhaften Fonds fördern. Ob den entsprechenden Zusicherungen im Koalitionsvertrag vom 26. November 2013 Taten folgen werden, wird von uns genau beobachtet werden."

 

 

 

Berlin, den 26. November 2012

„AUS DEN AUGEN AUS DEM SINN – die Verantwortung der Deutschen Filmbranche für ihr Erbe“

Deutschland braucht ein breites Bündnis, damit die Schätze des deutschen und internationalen Films ihren Glanz auch im Digitalen Zeitalter auf der Leinwand und auf dem Bildschirm entfalten können. Die Bundesregierung, die Bundesländer, die Filmwirtschaft sowie die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender müssen an einem Strang ziehen, um das Umspiel der analogen 35mm-Kopien auf digitale Datenträger zu finanzieren.

Dies ist das Fazit des Forums „Aus den Augen aus dem Sinn – die Verantwortung der Deutschen Filmbranche für ihr Erbe", zu dem der Verband der Deutschen Filmkritik in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut und dem „Filmdienst" auf dem Cinefest Hamburg eingeladen hatte. Als Gäste konnte der Verband Christine Grieb, Geschäftsführerin des VTFF, Martin Aust, Metropolis Kino Hamburg, Peter Dinges, Vorstand der FFA und Ernst Szébedits, Vorstand der Murnau-Stiftung Wiesbaden, begrüßen.

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland bei der Digitalisierung seins Filmerbes hinterher. Nur 460.000 Euro stellte die Bundesregierung in diesem Jahr bereit, 2013 werden es 1 Million Euro sein. Die Filmwirtschaft beteiligt sich an den Kosten über die Filmförderungsanstalt 2012 mit einer Million Euro, 15.000 Euro können pro Film von den Rechteinhabern beantragt werden. Innerhalb weniger Wochen lagen dort Förderanträge im Wert von knapp zwei Millionen Euro vor.

Um den gewaltigen Finanzbedarf bei der Digitalisierung des deutschen Filmerbes zu sichern und die Voraussetzung zu schaffen, dass die Filme einer breiten Öffentlichkeit zugänglich bleiben , ist die finanzielle Beteiligung der Bundesländer und der Fernsehsender, insbesondere der öffentlich-rechtlichen Sender mit ihrem Kultur- und Bildungsauftrag, unumgänglich. ARD und ZDF müssen wieder attraktive Sendeplätze für die Schätze des deutschen Films schaffen und sich an den Kosten für die Digitalisierung des deutschen Filmerbes beteiligen.