Zum zweiten Mal wurde im Januar beim Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken der im vorigen Jahr ausgelobte Max Ophüls Preis: Preis der Filmkritik vergeben. Der undotierte Preis ist eine gemeinsame Initiative der Filmkritikerverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und geht jeweils an einen Spielfilm und an einen Dokumentarfilm aus den Langfilmwettbewerben.
Über die Preisvergabe entscheidet eine dreiköpfige Jury aus den deutschen, österreichischen und schweizerischen Filmkritikerverbänden. Die beiden deutschen Verbände (VdFk und BVMJ) beteiligen sich in turnusmäßigem Wechsel an der Jury.
In diesem Jahr war der Verband der deutschen Filmkritik an der Reihe. Ulrich Sonnenschein vom Hessischen Rundfunk vertrat den VdFk in der Jury neben Rolf Breiner für die Schweiz und Julia Schaffenhofer für Österreich.
Mit dem Preis der Filmkritik für den besten Spielfilm wurde der österreichische Film „Eismayer“ von David Wagner ausgezeichnet.
Die Begründung der Jury:
„Manchmal meint man, schon von der zweizeiligen Beschreibung eines Films zu wissen, worum es geht. Und dann kommt es doch ganz anders als es den Anschein hat. Eine streng regulierte Welt, bestimmt von Härte, Drill, Brutalität und einem falschen Verständnis von Männlichkeit, wird glaubhaft unterminiert und aufgebrochen. Das System Militär ist in jedem Land mehr oder weniger gleich strukturiert. Es herrscht ein bestimmter Ton, eine strenge Hierarchie und eine unerbittliche Disziplin. Für Liebe ist an diesem Ort kein Platz. Durch das überzeugende Spiel von Gerhard Liebmann, der den Vizeleutnant Eismayer verkörpert, und Luka Dimić als Rekrut Mario Falak bekommt der Kasernenhofton eine zärtliche Note. Aus einem „Ich bring Sie um!“ wird ein: „Es ist alles so schön mit dir“. Macho-Tyrann Eismayer outet sich. Die Liebe zwischen diesen beiden Männern hat es im österreichischen Bundesheer tatsächlich gegeben. Es ist nicht immer eine Erfolgsgarantie, auf eine wahre Begebenheit zurückzugreifen. Hier ist es wunderbar nachvollziehbar und filmisch präzise umgesetzt worden.“
Den Preis der Filmkritik für den besten Dokumentarfilm erhielt der deutsche Film „Independence“ von Felix Meyer-Christian.
Die Begründung der Jury:
„Wenn es sich ein Dokumentarfilm zur Aufgabe macht, einen abstrakten Begriff mit Leben zu füllen, dann ist das eine fast unlösbare Herausforderung. Eine junge afrodeutsche Frau aus Berlin begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln. Dabei wird nicht nur die wechselvolle Beziehung zwischen der DDR und Mosambik verdeutlicht, sondern vor allem die Frage nach Identität, Zugehörigkeit und Unabhängigkeit gestellt. Ausgehend von dieser persönlichen Geschichte geht der gelungene Essay-Film weiteren Unabhängigkeitsbewegungen nach, lässt Menschen aus dem Süd-Sudan zu Wort kommen, aus Katalonien, Großbritannien und auch aus Bayern. Das Ringen um Unabhängigkeit, sei es beim Brexit oder der nationalen Bayernpartei, wird dabei aber weder bewertet noch lächerlich gemacht, sondern ernst genommen. Indem er Unabhängigkeit auf drei Ebenen, der persönlichen, der politischen und der symbolischen auf der Theaterbühne durchspielt, entwickelt der Film einen ungeheuren Sog und wirkt dadurch unangestrengt und unmittelbar. Nur wenn die Frage der Zugehörigkeit geklärt ist, kann man wirklich unabhängig sein.“