Bester Film
Yella
von Christian Petzold
Der Preis wurde durch Abstimmung unter den mehr als 250 Mitgliedern ermittelt. Daher gibt es keine Begründung.
Bestes Spielfilmdebüt
Die Unerzogenen
von Pia Marais
Die Berliner dffb-Studentin Pia Marais erzählt in ihrem Film "Die Unerzogenen" von mehr als vom Coming-of-Age. Neben dem Portrait eines 14-jährigen Mädchens, zeigt ihr Film auch Generationenverhältnisse, und zieht eine vielschichtige Bilanz des Erbes von 1968. „Die Unerzogenen" ist ein Werk voller Intensität, mit einer hitzigen Kamera, die suchend, zögernd, und darin sehr selbstbewusst wie eine Sammlerin durch Stevies Leben flaniert. Die Farben erinnern an die alter Fotografien, und wenn dies auch in der Gegenwart spielt, fühlt man sich immer wieder in das unvertraute Terrain der Vergangenheit versetzt. Ein – im besten Sinne – ungeschliffener Film: roh, manchmal grob, immer intensiv; zugleich eine sehr reife Arbeit, die nie "nur" ein Debüt ist.
Fachjury: Frank Brenner, Heike Hurst, Ralf Schenk, Rüdiger Suchsland, Florian Vollmers
Beste Darstellerin
Maren Kroymann
Verfolgt (Regie: Angelina Maccarone)
Begründung der Jury:
So eine Rolle spielt man wohl nur einmal im Leben. Maren Kroymann gehört mit "Verfolgt" nun in den Olymp solcher Ausnahme-Leistungen. Wagemutig und unglaublich facettenreich verkörpert sie eine gestandene Frau, deren Leben durch eine sexuelle Obsession aus der Bahn gerät. Sie trägt den Film, es ist "ihr" Film.
Fachjury: Frank Brenner, Katharina Dockhorn, Kirsten Liese, Alf Mayer, Ralf Schenk
Bester Darsteller
Ulrich Noethen
Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahreit über Adolf Hitler
(Regei: Dani Levy)
Begründung der Jury:
Ulrich Noethen hat im letzten Jahr in mehreren Filmen herausragende Leistungen vollbracht. Besonders gefallen – und dafür bekommt er den Preis der Deutschen Filmkritik als bester Darsteller – hat uns seine relative kleine Rolle in "Mein Führer". Sein SS-Chef Heinrich Himmler ist köstliche Karikatur unter Karikaturen, aber unter der Oberfläche zeigt uns Ulrich Noethen hiermit immer, dass er eigentlich einen Bösen spielt.
Fachjury: Katharina Dockhorn, Marc Hairapetian, Rolf Ruediger Hamacher, Peter Hornung, Alf Mayer
Dokumentarfilm
Prater
von Ulrike Ottinger
Virtuose, hautnahe Achterbahn-Erlebnis-Sequenzen, rasante Kamerafahrten und Loopings durch Grottenbahnen und Monster-Tunnelwelten, Kuriositäten und ein Hauch von Nostalgie: Ulrike Ottinger gelingt ein historisch fundierter, visuell faszinierender, poetischer und lebendiger Streifzug durch die Kulturgeschichte des ältesten Vergnügungsparks der Welt vom Kaiserreich bis heute.
Fachjury: Heike Hurst, Kay Hoffmann, Kirsten Liese, Wilhelm Roth, Thomas Rothschild
Drehbuch
Matthias Pacht und Holger Buresch
Das wahre Leben (Regie: Alain Gsponer)
Begründung der Jury:
Alain Gsponer beschreibt in seinem Familien-Psycho-Drama sensibel und mit hohem Gespür für Zwischentöne das Zerbrechen einer Mittelklassefamilien-Idylle in einer uniformierten Einfamilienhaussiedlung, die in ihrer kleinbürgerlichen Spießigkeit typisch (west)deutsch, auf der anderen durch die Psychologisierung der Figuren und der Beschreibung der Atmosphäre universell ist.
Fachjury: Enrico Bosten, Katharina Dockhorn, Peter Hornung, Alf Mayer, Ralf Schenk
Hans Fromm
Yella (Regie: Christian Petzold)
Begründung der Jury: Hans Fromm kreiert kühle, fast puristische Bilder von suggestiver Kraft, die maßgeblich die Innenansicht der Protagonistin, das Verlorensein und die Einsamkeit, transportieren. Klar, souverän und stilsicher.
Musik
Dieter Schleip
Die Hochstapler (Regie: Alexander Adolph)
Begründung der Jury: Der Umstand, dass ein Dokumentarfilm mit einem eigens komponierten vollorchestralen Soundtrack ausgestattet wird, ist selten genug. Darüber hinaus findet Dieter Schleip zarte, aber auch opulent-aristokratische Klänge für die vier Gentleman-Gauner, die hier offen über ihre „Profession“ sprechen.Er denunziert seine Protagonisten nicht, auch wenn deren Aktivitäten oftmals am Rande der Legalität liegen. Ein charmantes Hörvergnügen, dass bestens mit dem Retro-Style des Langfilm-Debüts von Alexander Adolph korrespondiert.
Fachjury: Mike Beilfuß, Andrea Dittgen, Marc Hairapetian, Kirsten Liese, David Serong
Schnitt
Andrew Bird
Auf der anderen Seite (Regie: Fatih Akin)
Meisterlich gelingt es dem Editoren Andrew Bird, die unterschiedlichen Stimmungen, Figuren und Stränge des gedrehten Materials emotional, dramaturgisch sowie rhythmisch zu einem packenden und rundum stimmigen Film zu verdichten.
Fachjury: Oliver Baumgarten, José Garcia, Peter Hornung, Nikolaj Nikitin, David Serong
Das Herz ist ein dunkler Wald
Regie: Nicolette Krebitz, Kamera: Bella Halben
Schlaftrunken, schief, irgendwie ver-rückt sind die Einstellungen und Perspektiven der hervorragenden Bilder in diesem Film. Sie signalisieren Desorientierung, transportieren das Gefühl, dass irgendetwas hier nicht stimmt, direkt ins Unterbewußtsein des Zuschauers. Unglaublich originell, virtuos und dabei souverän in ihren Mitteln öffnen Krebitz und Halben die Türen in ein anderes Kinoreich, und beweisen filmischen Möglichkeitssinn. Zwischen Surrealität, dunkler Romantik und hell-kühlem Realismus besticht diese Arbeit durch ihre stilistische Spannbreite und den souveränen Umgang mit filmgeschichtlichen Referenzen.
Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde
von Jan Peters
Peters gelingt es, die gesellschaftliche Realität von Arbeitslosigkeit und Minijobs so humorvoll wie hintersinnig zu kommentieren und sie gleichzeitig pointiert bloß zu stellen. Dabei nutzt er souverän und auf vielfältige Weise die Möglichkeiten des Experimentalfilms – eine Satire, die Performance, Fiktion, Dokumentation und Experiment beständig miteinander verknüpft.
Fachjury: Willi Karow, Ingo Petzke, Nana Rebhan, Conny C. Voester
Der Experimentalfilmpreis wurde bereits vergeben beim European Media Arts Festival im April 2007 in Osnabrück.